Think Piece: Nintendo alá 2025
Erinnert ihr euch noch an die E3?
Die Videospielmesse schlechthin! Vor allem rund um Konsolen-Releases haben die großen Hersteller und Publisher dort regelrechte Feuerwerke abgebrannt – ein Spiel nach dem anderen, Trailer, Teaser, Logo-Reveals, Alpha- und Beta-Versionen. Die Menge tobte, feierte und träumte von dem, was in den kommenden Monaten und Jahren erscheinen sollte. Selbst wenn vieles davon letztlich nie das Licht der Welt erblickte – es war aufregend!
Wenn Sony, Sega oder Microsoft mal enttäuschten, war auf einen verlässlichen Player immer Verlass: Nintendo.
Zelda, Mario, Donkey Kong, neue Franchises, Fortsetzungen zu F-Zero, Star Fox oder gar Mother – damals schien alles möglich.
Als die E3 irgendwann nicht mehr ausreichte, um alle Titel unterzubringen, und das große, jährliche Megaevent endgültig abgeschafft wurde, war es wieder einmal Nintendo, das mit den eigenen Nintendo Directs neue Maßstäbe setzte.
Spiele, Konsolen, Überraschungen – alles direkt aus dem Hause Big N.
Dazu kamen die Partner Showcases, die Indie World und die Treehouse Events.
Klar, die richtig großen Kracher gab’s meist nur in den Main Directs – aber auch die kleineren Streams boten regelmäßig kleine Highlights, die uns bei Laune hielten.
Es war eine tolle Zeit. Eine andere Zeit.
Und jetzt?
Wir schreiben das zweite Halbjahr 2025, und die Nintendo Switch 2 ist seit fast vier Monaten auf dem Markt.
Ein Zeitreisender aus der Wii-(U)- oder 3DS-Ära würde wohl vermuten, dass wir längst in einem Meer aus 1st- und 3rd-Party-Titeln schwimmen.
Aber falsch gedacht!
Objektiv betrachtet lebt die Switch 2 aktuell fast ausschließlich von Mario Kart World und Donkey Kong Bananza.
Beide Spiele sind zwar großartig und haben das Potenzial, monatelang zu unterhalten – aber wir sprechen hier von einer Konsole, die über 500 € kostet. Irgendwann möchte man wissen, worauf man sich langfristig freuen darf.
Eine Nintendo Direct – zum Release oder kurz danach – wäre mehr als angemessen gewesen.
Spätestens nach dem Bananza-Launch hätte man etwas Großes erwarten dürfen.
Aber was kam?
(fast) Nichts.
Eine Partner Showcase, gefolgt von einer Indie World.
Beide Veranstaltungen hatten eines gemeinsam:
- 99 % der Spiele waren bereits bekannt
- Viele Titel sind Ports oder laufen auf anderen Konsolen deutlich besser
- Die Switch-2-Versionen sind (vermutlich) teurer
- Sie frustrieren die Fanbase
Während Microsoft seine Xbox-Spiele inzwischen auch auf andere Plattformen bringt und Sony durch Stellenausschreibungen ähnliche Pläne andeutet, wirkt Nintendo fast wie der letzte „Sieger“ im Konsolenkrieg – und steht genau deshalb in der Pflicht.
Wo bleibt die richtige Direct?
Wo sind die neuen 1st-Party-Titel?
Warum hat Metroid Prime 4 immer noch kein Release-Datum?
Wo sind die Xbox-Ports?
Warum bekommen viele Indie-Studios keine Dev-Kits?
Wo bleibt Witchbrook?
Wo sind Assassin’s Creed, Battlefield, Mario Galaxy 2?
Und warum gibt es keine weiteren GameCube-Titel im Nintendo Switch Online-Service?
Warum zum Henker habe ich über 500 € ausgegeben?
Natürlich wird irgendwann eine neue Direct kommen. Und ja, sicherlich wird sie große Titel beinhalten.
Aber momentan fühlt es sich nicht mehr so an, als würde Nintendo Spiele für die Fans machen.
Es wirkt, als habe man sich für eine Strategie entschieden, die den Profit über die Spielfreude stellt – und das lässt mich wehmütig an die Zeit zurückdenken, in der Nintendo noch abgeliefert hat.